Jean Paul Weg
Jean Paul, einer der sprachgewaltigsten europäischen Prosadichter der Romantik, verbrachte viel Zeit in Berneck – er liebte die Bernecker Pfefferkuchen, das Bier und andere regionale Gaumenfreuden.
Ihm zu Ehren wurde 2010 der Jean-Paul-Weg eröffnet, ein 200 km langer Wanderweg, der von Joditz im Landkreis Hof bis Sanspareil im Landkreis Kulmbach reicht, führt entlang an Orten und Plätzen, die das Leben und Wirken des Künstlers geprägt haben.
Der Berliner Schauspieler Hans Jürgen Schatz hat eine besonders intensive Beziehung zum Werk Jean Pauls. Er führt uns mit einem Hörbeispiel in die Welt des Dichters.
In der Nähe des Dendrologischen Gartens (QR2) befindet sich am Jean-Paul-Weg ein imposantes Gebäude aus rotem Backstein: Das sogenannte Alte Krankenhaus. Über die Jahre hat es viele Nutzungen gesehen: Als Hotel und Café, als Lazarett und Kreiskrankenhaus, als Bundeswehreinrichtung und Fremdenpension.
Jean Paul (1763 – 1825)
Johann Paul Friedrich Richter wird am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren und stirbt am 14. November 1824 in Bayreuth. In seinem umfangreichen Werk spielen die Region, in der er aufwuchs und lebte, ihre Bewohner und die Natur eine entscheidende Rolle.
Jean Paul, wie er sich ab 1790 nennt, hat ein Werk geschaffen, das trotz aller künstlerischen Fantasie einen konkreten Bezug zu seiner Heimat und ihren Spezialitäten erkennen lässt. So fand er in Bad Berneck seine heiß geliebten Pfeffernüsse, in Bayreuth blieb er nach seinen „Lehr- und Wanderjahren“ wegen des guten, braunen Bieres.
Seine Texte wirken heute schwer zugänglich, sind sie doch für unsere Ohren abschweifend und wortreich umständlich. Trotzdem haben einige Worte und Ausdrücke aus Jean Pauls Werken Eingang in unsere Alltagssprache gefunden: ‚Doppelgänger‘, ‚Schmutzfink‘ oder auch ‚Weltschmerz‘.
Der biografische Weg Jean Pauls verbindet heute die vier Landkreise Wunsiedel, Hof, Bayreuth und Kulmbach und damit 22 Städte und Gemeinden. Sie liegen am oberfrankenweiten „Jean-Paul-Wanderweg“, der mit Aphorismentafeln, Rundwegen, Stadtspaziergängen und Sonderstationen umfassend über das Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Dichters informiert.
Daneben bietet der über 200 Kilometer lange Wanderweg wunderbare Natureindrücke, einzigartige Stadtansichten und kulinarische Besonderheiten.
Wie viele Gastkünstler in Bad Berneck,…
… fand Dave Checkley, ein Installations- und Lichtkünstler aus Birmingham (UK), das verlassene Krankenhaus faszinierend und fragte sich, warum es leer steht. Hier, am Jean-Paul-Weg schuf er die zwei leuchtenden Warnzeichen aus Lichtdraht ‚Vorsicht!’ und ‚Steinschlag’) –- als Erinnerung daran, dass etwas für dieses imposante Gebäude getan werden muss, bevor es für nichts mehr als für den Abriss gut ist.
Auch an QR 1 Stadtmuseum und QR 22 Hotel Bube findet man seine Installationen.
HANS-JÜRGEN SCHATZ UND JEAN PAUL
Viele Jahre schon hält der Berliner Schauspieler Bad Berneck die Treue: „Ich mag die Menschen hier, schätze die fränkische Küche und bleibe verliebt in die reiche Kulturlandschaft.“ Die intensive Begegnung mit dem Fichtelgebirge brachte auch die Beschäftigung mit Leben und Werk des Schriftstellers Jean Paul (1763-1825). Mit Lesungen in ganz Deutschland und auf CD wirbt Hans-Jürgen Schatz unermüdlich für den großen Oberfranken, der Berneck in den Romanen „Siebenkäs“ und „Der Komet“ literarische Denkmale gesetzt hat.
Schatz rezitiert hier die Zeilen aus „Siebenkäs“: „Sie beschreiben voller Poesie trefflich den Eingang vom heutigen Kurpark ins Ölschnitztal. Es ist im Grunde alles noch so, wie Jean Paul es gesehen, wie Ludwig Richter es mit seiner Radierung ‚Bernek‘ (1850) festgehalten oder Ludwig Tieck es im Reisebrief von der ‚Pfingstreise‘ 1793 beschrieben hat: ‚Diese Gegend hier ist die schönste, die ich auf der ganzen Reise gefunden habe.‘“ Es wundert nicht, daß Hans-Jürgen Schatz 2014 die JEAN PAUL TAGE BAD BERNECK erdacht hat, deren künstlerischer Leiter er ist. www.hans-juergen-schatz.de
Foto: © Adrian Jankowski
Zeilen aus „Siebenkäs“
Aufnahme von Martin Freitag, Küss Mich Musik Produktion, Berlin
The Jean-Paul Way
Ein Auszug von einer Komposition von Nigel Amson aka pharmacist
Eine speziell geschriebene Musikstück- Komposition, inspiriert von Jean Pauls „Flegeljahre“, auf die Robert Schumann seine Klaviersuite Papillons OP.2 aufbaute. „Flegeljahre“ ist ein unvollendetes Stück, das Jean Paul eine Autobiographie genannt hat.
Nigel Amson verwendet kleine Stücke aus Schumanns Papillon Op.2, mit Samples und Sound-Konstruktionen, die die wichtigsten Elemente der Geschichte kombiniert, um eine wundersame, träumerische Interpretation von Flegeljahre und Jean Pauls Geist zu schaffen.
Nigel fand „Flegeljahre“ besonders interessant, weil die Geschichte stark bildhafte Fragmente enthält, die Lebenselemente wie Gartenarbeit, pastorales Dasein und Kirchenleben portraitiert.
Ursprünglich komponiert ausstellungsbegleitend für eine Reihe von Jean Paul Gemälden von Christel Gollner – siehe Fotogalerie 3
The Jean-Paul Way Pharmacist, aka Nigel Amson
Jean Paul-Zitate
Zitate von Jean Paul von der Fassade des inzwischen geschlossenen Stadtmuseum fotografiert (siehe QR 1).
Zitate von Jean Paul in der Kalligraphie
Kunstwerk von Andrea Wunderlich. Siehe auch QR 28 – Atelier Wunderlich – in Goldkronach für mehr Arbeit der Künstlerin.
Illustrierte Literatur
Malerin Christel Gollner hat ihre Lieblingsstücke der Schriften von Jean Paul veranschaulicht.
Altes Krankenhaus: Vergangenheit und Gegenwart
Fotografien des inzwischen leerstehenden Krankenhauses
Reisetagebuch von 2013
Das Alte Krankenhaus
Im Sonnenlicht scheint dieses Gebäude relativ normal, nichts Außergewöhnliches? Herunterkommen? Ja. Verflucht? Nein. Und doch, während ich dies schreibe, stelle ich mir die Frage, ob ich es wagen würde allein hineinzugehen. Vielleicht nicht.
Ich stelle mir nachts vor, dass dieser Platz eine eigene Aura hat. Er offenbart mir eine moderne Perspektive sowie eine ebenso interessante historische.
Die Hauptattraktion ist das Mysterium des Gebäudes – was wird hinter jenen alten Türen und faszinierenden Fenstern enthalten sein?
Ich würde gerne wissen, was hinter dieser Fassade ist, um einen Eindruck zu bekommen, was dieses Gebäude einmal erlebt hat, und warum es jetzt verlassen verkommt.
Matt Bather, Geschichtsstudent in Liverpool, UK