Stadtmuseum
Ursprünglich als Posthalterei mit Gasthof 1699 erbaut (der älteste Gasthof in Bad Berneck), beherbergte das Gebäude ab 1844 das Bezirksamt. Bis 1962 befand sich hier die örtliche Polizeistation, danach wurde es als Stadtmuseum benutzt.
Das Panorama-Wandbild an der Fassade zur Strasse illustriert die frühe Stadtgeschichte. Der ‚geheime’ Innenhof wird während der Sommermonate für kleinere Events geöffnet.
Die QR-Tour gibt Ihnen Zugang zu einigen Gegenständen und Informationen der Lokalgeschichte, die das Museum früher beherbergte, bevor es geschlossen und die Wertgegenstände an anderem Ort archiviert wurden.
„Wie wichtig und lehrreich muß außerdem diese Gegend für den Forstmann und Jäger, so wie für den Bergmann seyn, welche reiche Ausbeute dem Mineralogogen und Botaniker gewähren, und wie groß ist selbst das Interesse, das sie für den Geschichtsforscher hat.(….)“
Ludwig, 1810
Stadtgeschichte Bad Berneck
Die Ursprünge Bad Bernecks liegen im Frühmittelalter. Zur Zeit der Karolinger entstand am Zusammenfluss von Ölschnitz und Weißem Main eine frühe Siedlung, Bibeningen genannt. Eine erste Burg schützte die Reichsstraße, Reste der Burg sind noch auf der Hohen Warte zu erkennen. Das heutige Bad Berneck entstand dort nicht vor der Mitte des 12. Jahrhunderts und ist im Zusammenhang mit der Errichtung der Walpotenburg und des Alten Schlosses zu sehen.
Die strategisch günstige Lage der Stadt bestand über das gesamte Hochmittelalter. Im Spätmittelalter wurden die Gebietsherrschaften zusammengelegt, und die Siedlung Berneck erhielt um 1357 die Stadtrechte. Das führte zum Aufblühen des Handwerks und viele Zünfte entstanden. Kurz nach der Stadterhebung wurden die mittelalterlichen Holzhäuser im Jahr 1375 ein Raub der Flammen. Nach weiteren Bränden 1692 und 1730 blieb nichts von der mittelalterlichen Bausubstanz bestehen.
Die Lage der Stadt an der Ölschnitz war stark hochwassergefährdet. Verheerende Überschwemmungen durch die Gebirgsbäche wie 1889 zerstörten immer wieder Gebäude und rissen Menschen in den Tod. Auch die strategisch günstige Lage hatte Schattenseiten. Immer wieder zog Kriegsvolk durch die Stadt, die mehrmals von Plünderungen und Zerstörungen heimgesucht wurde (1430,1462, 1632/33,1804-1813). Doch Bad Berneck entstand stets wie der Phönix aus der Asche.
(….) der dreyßigjährige Krieg ließ auch hier traurige Spuren zurück, und dreymal wurde sie zum größeren Theil ein Raub der Flammen; 1632, wo es die Bayern anzündeten, 1692 und 1730. Aber dennoch konnten alle diese Unglücksfälle den regen Fleiß nicht unterdrücken und vernichten, womit sich diese gutmüthigen Bergbewohner immer allmählich wieder emporarbeiteten.
Ludwig 1810
Die außergewöhnlich reizvolle Lage des Ortes und die Schönheit der umgebenden Natur wurden in der Romantik neu entdeckt und ließen in den letzten hundert Jahren einen anerkannten Kurort entstehen. Verdiente Persönlichkeiten der Stadt haben mit einer Molkenkuranstalt, seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit Wasseranwendungen und mit der Ernennung zum Luftkurort aus Berneck einen Kneipp-Kurort gemacht. Alle diese Anstrengungen führten im Jahr 1950 dazu, dass der Stadt Berneck im Fichtelgebirge die Bezeichnung “Bad” verliehen wurde und schließlich die Anerkennung als Kneipp-Heilbad erfolgte.
In unserem Jahrhundert dehnte sich die Stadt noch einmal stark aus. Im Tal des Weißen Mains entstand die sogenannte Blumenau. lndustrieansiedlungen und ein bedeutender Zustrom von Heimatvertriebenen nach dem letzten Weltkrieg führten zu einem neuen Aufschwung.
Dave Checkley, Künstler aus England, erstellte Lichtinstallationen in Bad Berneck.
Er installierte Warnzeichen aus „Leuchtdraht“ an mehreren markanten Standorten.
Fotos: Sabine Gollner
Stadtansicht
von der ‚Schönen Aussicht’, einem der sieben Hügel von Bad Berneck
Von Dominic Day
Geheimer Innenhof
Von Dominic Day
Im Museum
Einige Fotos aus dem Inneren des Museum, aufgenommen einige Jahre vor der Schließung.
Rotherstrasse
Eine Sammlung von Fotos und Postkarten, die die Hauptdurchgangsstraße ab ca. 1800 zeigen.
Stadtansicht vom QR 20 (An der Ölschnitz)
Verschiedene Gemälde und Fotografien, die den Blick auf die Stadt zeigen.
Reisetagebuch von 1810
Erst als wir uns von diesen Umgebungen und Aussichten ungern getrennt und den jähen Fußpfad (der für Reisende aus flachem Lande wirklich schon einiger Vorsicht bedarf) zurückgelegt hatten, und nun durch die Straßen der feinen Lüftchen, aber das gegen den concentrierten Sonnenstrahlen ausgesetzten Stadt langsam schritten, empfanden wir die Hitze, mit welcher uns die entwölkte Sonne fast zu Boden drückte, ehe wir über den kleinen Markt zum Posthause gelangten, wo uns am Eingang unter zwey schattigen Bäumen die im Wagen gebliebenen Gefährten erwarteten.
Hier fanden wir nicht nur Kühlung, gute Speise und labendes, treffliches Wasser, wie es von dieser Gebirgsgegend zu erwarten ist, sondern auch guten Wein, und, was mehr als alles dies ist, eine zuvorkommende, freundliche Aufnahme. Ein Frauenzimmer von mittlern Jahren, die unsere Bewirthung und die Umspannung besorgte (ich glaube der Postmeister war nicht zu Hause), bemühete sich, nicht blos für Unterhaltung unseres Körpers, sondern auch möglichst für die unsers Geistes zu sorgen.
Auch einige Personen aus der Stadt, die gerade anwesend waren, kamen uns mit so gutmüthiger Gefälligkeit entgegen, zeigten so viele Liebe für ihre Gegend, und alles, was darin Fremden interessens seins könnte, daß die hier verlebten Mittagsstunden stets zu den angenehmen Erinnerungen unserer Reise gehören werden.
Ludwig, Reiseschriftsteller
Aus: Phantasien und Reflexionen auf einer Reise vom südlichen Deutschland in die Schweiz
Reisetagebuch von 2013
Das ehemalige Stadtmuseum ist leicht erkennbar durch die vielen historischen Bilder an den Wänden des Gebäudes. Männer marschieren in Rüstung, während Pferde mit gesenkten Köpfen Wagen ziehen.
Fragen drängen sich dem Betrachter auf, der nicht weiß, als was das alte Museum vorher genutzt war.
Ich frage mich, warum dieser Ort nicht zugänglich ist, wo Bad Berneck doch so eine reichhaltige Geschichte hat.
Matt Bather, Geschichtsstudent, Liverpool, UK
Hinter den Kulissen der QR-Tour:
Die kurzen Filmsequenzen wurden zum Teil mit großem Aufwand gedreht. Allein für den Zeitraffer-Film zur Station ‚Stadtmuseum‘ verbrachte der britische Filmemacher Dominic Day zwölf Stunden in dessen Innenhof, um alle 25 Sekunden ein Bild aufzunehmen. 14 Stunden lang brauchte der Computer, um die Fülle an Bildmaterial rechnerisch zu verarbeiten.
„Es fasziniert mich, wie eine Kamera einen Raum beeinflusst.
Wiederholung, Dröhnen, Rotation, Umlaufbahnen, Dualität, der Ort der Mitte und tiefe Stille innerhalb von Bewegung sind die Themen meiner Kunst.
Im Stadtmuseum-Film ist die Kamera ein tanzender Derwisch, auf einen Punkt fixiert: sie bewegt sich, steht aber dennoch still.
Die einfache Regel ist – es gibt immer einen Punkt der Stille in jedem Video-Frame. Entweder ist die Kamera still und die Wolken, Sonne, Sterne und Mond scheinen vorbeizuziehen oder die Kamera bewegt sich, aber die Linse bleibt auf einen Punkt fixiert.
Der Punkt der Stille wird das temporäre Zentrum des Universums der Kamera. Raum und Zeit sind wahrnehmbar, wenn sie durch diesen Punkt ziehen.
Wenn ich diese Filme betrachte, kann ich in mir selbst einen Punkt der Stille erleben. „
Der britische Filmemacher und zeitbasierte Künstler Dominic Day erstellte filmische Arbeiten für die QR-Tour. Er war ganz besonders fasziniert von Naturphänomenen wie der Drehung des Sternenhimmels über Bad Berneck oder auch von Flora und Fauna der Wälder.
Viele lange Stunden saß er hoch über der Stadt, ob im Schlossturm oder auf einer der vielen Aussichtsplattformen oberhalb von Bad Berneck und wartete geduldig wie die Dinge ihren Lauf nahmen. In seinen Filmen spielt er mit Zeit und Geschwindigkeit und so zeigt er die natürliche Schönheit der Wirklichkeit.