Tagesreise durch die Wildnis

Sie stehen auf einem Weg, dessen Urspünge weit über 1000 Jahre zurück reichen. Wenn Sie den steilen Weg in Richtung Burg Hohenberneck hinaufgehen, bekommen Sie ein Gefühl für die beschwerliche Reiseroute, die den Reisenden durch die Berge des Fichtelgebirges bevorstand.
Es ist heute kaum noch vorstellbar, dass dieser Weg – der einst Rom mit der Ostsee verband – so etwas wie heute die Autobahn war, mit Ochsenkarren und Pferdekutschen befahren.
In Berneck wurden die Zugtiere gewechselt, bevor es auf die Tagesreise durch die Wildnis des Fichtelgebirges ging. Häufig mussten zusätzliche Ochsen vor die Fuhrwerke vorgespannt werden, um die schweren Gefährte den Berg hochzuziehen. Für den Weg bergab wurden Bremsgeräte für die Räder verliehen. Zu Fuss war die Reise wahrscheinlich bequemer und sicherer, als auf den wackeligen Fahrzeugen. Für die Bernecker aber war es ein gutes Geschäft, denn Vorspanndienste und Wegegeld mussten bezahlt werden.

Via Imperii – Eine bedeutende Handels- und Pilgerstraße

Im Mittelalter verband die Via Imperii Italien mit dem Ostseeraum und war damit eine der bedeutendsten Handels- und Pilgerstraßen des Mittelalters.

Von Nürnberg kommend, war bis Berneck ein Drittel der Wegstrecke nach Leipzig zurückgelegt.

In der Nähe des heutigen Bad Berneck überwand die Via Imperii auf kurzer Distanz rund 120 Höhenmeter. Der Auf- und Abstieg entlang des Knodentals oder des Rimlasgrunds auf die Höhe erforderte nicht nur eine Station für Rast- und Spanndienste, sondern auch sicheres Geleit. Beides gegen entsprechende Abgaben. Die frühen Fernstraßen führten vorzugsweise über Höhenzüge, um das Tageslicht länger zu nutzen und um die sumpfigen Täler zu vermeiden. Zudem war die Übersicht besser, nicht zuletzt wegen der geringeren Deckungsmöglichkeiten für Straßenräuber.

In einem Radius von weniger als zwei Kilometern um die Bernecker Kernstadt wurden vom 10. bis 15. Jahrhundert insgesamt sechs größere und kleinere Befestigungsanlagen sowie eine der wehrhaftesten erhaltenen Burgkapellen Bayerns errichtet. Als Baudenkmäler erhalten sind ‚Altes Schloss‘, ‚Marienkapelle‘ und ‚Hohenberneck‘, als Bodendenkmäler ‚Hohe Warte‘ und ‚Alt-Berneck‘.

Tipp: Ausführlichere Informationen über diese mittelalterlichen Baudenkmäler finden Sie am QR 6 – Burgruinen!
Vertiefte Lektüre gibt es auf der Homepage des „Fördervereins Historischer Stätten Bad Berneck“.

Via Imperii – Autobahn Ihrer Zeit

 

 

 

 

 

 

 

Text von Claus Rabsahl
Stimme von Harald Scholl

Mittelalterliches Reisen

Die Bad Bernecker Mittelalter Gruppe vom Förderverein Historischer Stätten e.V. gibt uns ein Gefühl für die Anstrengung des Reisens in vergangenen Zeiten.

Reisetagebuch von 1810

…von Münchberg über G’fräs kommend….

…. so führe ich Dich näher hin nach dem romantischen Berneck. In seiner Nähe wird die Gegend äußerst pittoresk.

Wir waren, da der Postillion von Beschwerlichkeit eines steilen Hohlwegs sprach, zum Theil ausgestiegen an einem kleinen Tannenwalde, dem zur Linken ein angenehmer Fußpfad den Fußgänger weiter führte, während wir den Wagen, der rechts um den Wald bog, aus den Augen verloren.

Auf einmal standen wir überrascht, auf welcher Höhe wir uns befanden, als wir durch Berg und Wald in ferner Tiefe Frankens schöne ausgebreitete Ebenen vor uns sahen, erleuchtet gerade durch die zwischen einzelnen fliegenden Wolken hier und da hervorbrechende Sonne.

Allmählig, je weiter wir vorwärts schritten, bot sich unsern Blicken ein tiefes grünes Thal dar, das sich gewaltsam in Berg und Felsen, sie in zwey Rücken scheidend, wie unter unsere Füße hineindrängte.

Ein einziger Felsen scheint hier die Kraft der revolutionierenden Natur getrotzt zu haben, wie der alles zerstörenden Zeit; denn an seinem Fuße schließt sich da Thal in einem engen Winkel wie ein Gewölbe.

Auf seinem Rücken führte uns der schmaler und immer schmaler werdende Fußpfad, (indessen rechts in einiger Entfernung unser einen Augenblick wieder sichtbarer Wagen zwischen Felswänden auf dem einzigen Wege versank, der sich schneckenförmig von der Höhe in dieß Thal windet) weiter bis zur Spitze, von welcher man nun in den schönen Abgrund schaut.

Kein Reisender scheue hier die kleine Anstrengung des Fußgehens, die ihm überdieß ein beschwerliches Fahren erspart – ein Götteraugenblick entschädigt ihn dafür.

Wir standen, wie auf der Zinne des Tempels, und überschauten die Herrlichkeit, wo nicht der Welt, doch der Natur und dieses Thals, das dem Lebensmüden eine stille Zuflicht anzubieten scheint, das ihn auf der einen Seite in Felsenklüften der Welt verbergen, an den grünenden und blühenden Ufern des seine Mitte durchrauschenden spiegelhellen Perlenbachs wieder mit ihr aussöhnen, und von der andern Seite, wo es sich in eine liebliche Rotunde ausschließt, wieder ihr zuführen kann.

(…) aber gewiß ist es doch eine der schönsten Berggegenden Deutschlands, und wem das Glück nicht vergönnte, die Schweiz zu sehen, der wandere nach Berneck, und er wird es mir danken.

Ludwig 1810

Aus: Phantasien und Reflexionen auf einer Reise vom südlichen Deutschland in die Schweiz

24. Kristallgrotte
30. Die Goldene Stadt Goldkronach